Olis kleine Fahrplanumstellung

Olis kleine Fahrplanumstellung
Foto von Resi Kling auf Unsplash

Ja, das war sie – zufälligerweise auf mehreren Ebenen – eine „kleine Fahrplanumstellung“!

Wir – eine fünfköpfige Familie aus einem Dorf mit 350 Einwohnern im Westpfälzer Bergland – haben nach einem achtmonatigen Test mit Carsharing an jenem Tag der „kleinen VRN-Fahrplanumstellung“, also am Sonntag, den 15.6., auch unseren eigenen Spontan-Fahrplan umgestellt: Wir haben unseren fast zehn Jahre alten Kangoo-Diesel an einen Amerikaner aus der Provence verkauft. Das fossile Verbrennerzeitalter gehört damit in unserer Familie endlich der Vergangenheit an.

Seit fünf Jahren ergänzt ein Renault Zoé unseren privaten Fuhrpark mit zwei Pkw, wobei der kleine Stromer schon eine ganze Weile das Auto war, das wirklich viel gefahren wurde – etwa 15.000 km pro Jahr. Seit Ende August gibt es in unserem Dorf ein e-Carsharing-Angebot. Seitdem probieren wir, unseren Verbrenner dadurch zu ersetzen, und sind bisher knapp 2.700 km gefahren – zu Kosten von 950 € inklusive Strom. Das ist verdammt günstig, wenn man das mal auf den Kilometer herunterrechnet: etwas mehr als 30 Cent.

Wir haben uns also entschlossen, den Verbrenner abzustoßen und uns dem Realitätscheck zu unterziehen: Wie ist es, mit nur einem eigenen Wagen, Carsharing, Fahrrädern, mäßigem bis eher schlechtem ÖPNV-Angebot und fünf Personen im Haushalt zurechtzukommen? Das wird sich nun zeigen – zumal unsere Tochter gerade den „Lappen“ gemacht hat, aber erstmal nur mit Begleitung fahren darf.

Tag 1 – Montag, 16.6., ohne zwei Autos:

Die Chefin des Hauses verlässt uns früh mit dem Zoé nach Landstuhl, um ihren Zug nach Saarbrücken zu erwischen – um 6:15 Uhr. Die Kinder (17, 13 und 10 Jahre) und ich verlassen um 6:35 Uhr das Haus, um den Bus um 6:43 Uhr zum Bahnhof Glan-Münchweiler zu bekommen. Die Kids müssen zur Schule nach Ramstein, ich zur Arbeit nach Kaiserslautern.

Wir stehen insgesamt zu neunt an der Haltestelle „Henschtal Ort“. Dort stehen wir um 6:53 Uhr immer noch – kein Bus weit und breit. Kleine Fahrplanumstellung … da haben wir wohl was verpasst. Die Jungs werden von jemandem mitgenommen, meine Tochter und ich ziehen wieder ab nach Hause, um die nächste Gelegenheit zum Bahnhof eine Stunde später zu nutzen. Derweil checken wir den Fahrplan – und siehe da: Der Bus um 6:43 Uhr ist nicht mehr zu finden. Stattdessen steht da jetzt ein Ruftaxi um 6:39 Uhr!

Okay, spannend. Im Bus sind üblicherweise Kinder aus Brücken, Steinbach und Henschtal – mindestens 25 Personen. Da stellen sich logistische Fragen. Wir werden also nachher mal bei der Kreisverwaltung nachhaken, was da los ist.

Wir prüfen auch die nächste Fahrt nach Glan-Münchweiler, denn spätestens jetzt sind wir „aufgeschreckt“. Ach ja, der Kangoo ist verkauft – sonst hätte man den ja nehmen können. Aber jetzt ist eben Realitätscheck angesagt. Die bisherige Fahrt zum Bahnhof Glan-Münchweiler um 7:36 Uhr fährt jetzt um 7:42 Uhr – und kommt genau dann an, wenn der Zug losfährt. Das wird also nichts mit dem Anschluss. Noch so ein Bock.

Also ist Activity angesagt: Die Tochter macht sich zu Fuß auf den Weg, ich schnappe mir später das E-Bike (super Investition schon vor mehr als zehn Jahren). Wir kommen beide rechtzeitig am Bahnhof in Glan-Münchweiler an. Es bleibt etwas Zeit zum Telefonieren:

Zum Bus um 7:36 Uhr: Die Kreisverwaltung will das schnellstmöglich wieder passend machen beim VRN. Die spätere Abfahrt war so nicht geplant – da ist beim VRN etwas schiefgelaufen.

Zum gestrichenen Bus: Laut Kreisverwaltung fand eine Zählung seitens der DB statt, bei der wohl nur eine Person im Bus war (in dem normalerweise über 25 Personen mitfahren!). Aber auch hier: Die verantwortlichen Personen sind äußerst bemüht, und der Bus soll so schnell wie möglich wieder fahren – allerdings wohl nicht mehr vor den Sommerferien.

Das bestellte und nicht erschienene Ruftaxi nach der 7. Schulstunde am Bahnhof Glan-Münchweiler um 14:20 Uhr sparen wir uns hier mal – laut Kreisverwaltung gab es Übermittlungsprobleme in der VRN-App bei der Bestellung. Sie kam nicht beim Fuhrunternehmen an. Auch hier war man sehr bemüht – das Taxi wäre noch gekommen, aber eine Nachbarin kam zufällig vorbei und hat die Kinder mitgenommen.

Also bleibt uns morgens nichts anderes übrig, als für 6:39 Uhr das Ruftaxi zu bestellen. Das haben wir dann auch getan.

Nächster Morgen – Dienstag, 17.6.:

6:20 Uhr – ich verlasse mich auf nichts mehr. Zum Glück findet man die Telefonnummer des Fahrunternehmens online. Das Ruftaxi soll kommen, ich konnte mit dem Fahrer telefonieren. Aber es ist etwas chaotisch – sehr viele Bestellungen, kein Wunder: wie gesagt, mehr als 25 Personen.

Aber es funktioniert – mit etwas Verspätung kommt das Ruftaxi des DRK und sammelt die Kinder ein. Der Fahrer ist etwas verwirrt und versteht die Welt nicht mehr. An diesem Morgen sind mindestens zwei DRK-Taxis im Pendelverkehr unterwegs, um die Kinder zum Bahnhof zu bringen … Das muss sich noch einspielen. Oder am besten: Der Bus fährt so schnell wie möglich wieder.

An dieser Stelle bleibt die Frage: Was lief da beim VRN schief? Verschlechterte Busabfahrzeiten, Kundenzählung an Feiertagen? Der Kreisverwaltung kann man jedenfalls keinen Vorwurf machen – sie war sofort mehr als bemüht, alles wieder ins Lot zu bringen. Den Verantwortlichen dort kann man nur sehr guten Bürgerservice bescheinigen – danke!

Jetzt heißt es: Daumen drücken, dass bald wieder alles so läuft wie vor der Umstellung.

So – jetzt das e-Carsharing-Auto abholen, packen, und nach der Schule geht’s erstmal für ein paar Tage an die Küste. Langes Wochenende!

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