Viele Menschen fliehen vor Krieg, Angst und Verfolgung. Sie kommen zu uns in der Hoffnung auf Sicherheit – und landen in einer Endlosschleife aus Sprachbarrieren, Bürokratie, Ablehnung und Orientierungslosigkeit.
Ich begleite Menschen, die sich bemühen, sich zu integrieren, zu lernen, zu arbeiten. Doch sie dürfen oft nicht – weil ihnen Papier Nummer 7 fehlt, weil sie noch auf Antwort Nummer 10 warten oder weil das nächste Gespräch erst in zwei Monaten stattfindet.
Sie warten auf eine Antwort vom BAMF. Sie erhalten Ablehnungen, obwohl sie alles versucht haben. Es gibt keine Plätze im Integrationskurs. Es fahren keine Busse zum Unterrichtsort. Die Hürden sind so hoch, dass viele aufgeben – nicht weil sie nicht wollen, sondern weil sie irgendwann nicht mehr können. Und dann fragt man sich: Warum klappt Integration nicht?
Bürokratie, Sprachlosigkeit, Frust
Selbst viele Deutsche verstehen unser Antragswesen nicht. Viele wissen gar nicht, was in einem Bescheid steht oder wie man einen Widerspruch formuliert. Ich helfe allen – mit oder ohne Migrationshintergrund – und kann aus Erfahrung sagen: Es ist für niemanden einfach, diese bürokratischen Hürden zu überwinden.
Wenn man auf alles ewig wartet, wenn sich niemand verantwortlich fühlt, wenn jede Unterstützung zur Odyssee wird – dann wächst auf beiden Seiten der Frust. Deshalb braucht es in jedem Ort Menschen, die begleiten, erklären, zuhören – auf Augenhöhe, verständlich und zugänglich.
Ehrenamt am Limit
Ich versuche in Kusel einen solchen Raum zu bieten – und ich sehe: Es funktioniert.
Menschen finden ihren Weg, lernen Deutsch, verstehen Abläufe, bringen sich ein – wenn man ihnen die Chance gibt.
Aber: Ich bin ehrenamtlich tätig. Ich stoße an meine Grenzen. Es fehlt an Zeit, an Ressourcen und an Menschen, die bereit sind, mitzugehen. Und es fehlt an politischem Willen, die Perspektive derer ernst zu nehmen, die mitten im Geschehen stehen – wie ich.
Die Falschen trifft es
Was bringt es, Menschen pauschal abzuweisen? Was bringt diese Härte, wenn sie genau die trifft, die wirklich Hilfe brauchen? Besonders Frauen, Kinder und Menschen mit ernsthaftem Integrationswillen haben oft gar keine Chance, überhaupt einen Asylantrag zu stellen. Sie scheitern schon an den Grenzen – lange bevor sie sich einbringen oder Verantwortung übernehmen könnten.
Diese Praxis verhindert nicht nur Schutz – sie verhindert auch Entwicklung.
Abschreckung mag politisch gewollt sein – menschlich ist sie fatal.
Verstehen statt verurteilen
Viele fragen sich:
Warum kommen so viele junge Männer? Warum fliehen sie? Wer diese Fragen ehrlich stellt, bekommt ehrliche Antworten – in Gesprächen, mit Zeit, mit Offenheit. Dazu braucht es Räume: zwischen Kulturen, zwischen Systemen, zwischen Lebenswelten.
Mein Wunsch
Ich wünsche mir,
dass es in jeder Gemeinde eine Ansprechperson gibt – jemand, der neu angekommenen Menschen zuhört, ihnen Orientierung gibt und sie an die richtigen Stellen weitervermittelt.
Niedrigschwellig, unkompliziert – am besten über ein Netzwerk von Bürgermeister:innen und engagierten Helfer:innen.
WhatsApp-Gruppen oder ähnliche digitale Kanäle könnten dabei helfen. Ich habe genau damit in Kusel bereits begonnen. In mehreren Gemeinden arbeite ich mit Bürgermeister:innen zusammen, um solche Strukturen aufzubauen. Aber ich bin auf Vertrauen und Unterstützung angewiesen – Integration gelingt nur gemeinsam.
Ein Raum für Begegnung
Was ich außerdem schaffen möchte: Einen zentralen Raum in Kusel – einen festen Ort der Begegnung.
Ein Ort, an dem Geflüchtete und Bürger:innen des Landkreises sich austauschen können. Ehrlich. Direkt. Ungezwungen.
Ein Raum, in dem auch unbequeme Fragen gestellt werden dürfen.
Ein Raum, der barrierefrei ist – auch für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Ein Raum für Gespräche, für Nähe, für Verständnis – ohne Formalitäten.

Warum ich das mache
Ich sehe an meinem eigenen Beispiel, wie sehr Begegnung verändern kann. Vor drei Jahren habe ich mit dieser ehrenamtlichen Arbeit begonnen. Auch ich hatte Vorurteile. Doch die vielen Gespräche mit Geflüchteten haben mir die Augen geöffnet.
Sie haben mir gezeigt, was hinter den Entscheidungen steckt, die wir oft nicht verstehen.
Warum Menschen fliehen. Warum sie alleine fliehen. Warum sie manchmal schweigen.
Meine Vision
Ich wünsche mir,
dass diese Idee aufgegriffen wird –
dass sie nicht bei mir allein bleibt.
Sie muss politisch gefördert, gesellschaftlich getragen und lokal verankert werden.
Dann – und nur dann – kann aus Vision Wirklichkeit werden.